Wenn nach der Ursache von etwas gefragt wird, dann mag es naheliegen, auf Erklärungen als dasjenige zu verweisen, was eine befriedigende Antwort zu geben in der Lage ist. Die damit suggerierte enge Verschränkung von Ursache und Wirkung, Frage und Antwort durch die Erklärung erscheint so vertraut, daß sie kaum Misstrauen erregt. Gleichwohl ist die Beziehung der Kausalität zur Erklärung einerseits, die zum Fragen andererseits keineswegs so offenkundig, wie es diese Intuition Wort haben will. Vielmehr läßt sich ein weites Spektrum an Ansätzen angeben, dessen eines Extrem auf die mehr oder minder vollständige Abtrennung des Kausal- vom Erklärungsproblem besteht, während das andere Extrem auf der notwendigen Verknüpfung beider.

Wir wollen daher im Seminar einschlägige Positionen der aktuellen Wissenschaftstheorie zu Kausalität und Erklärungen gemeinsam lesen, die strittigen Aspekte der jeweiligen Positionen herausarbeiten und sie in der direkten Konfrontation mit naturwissenschaftlichen Ansätzen der Physik, Chemie und Biologie diskutieren. Je nach Interesse der Teilnehmenden werfen wir außerdem einen Blick auf aktuelle Beiträge, in denen der Charakter wissenschaftlicher Erklärungen und die Frage nach Kausalität im Lichte des zunehmenden Einzugs der sogenannten „Künstlicher Intelligenz“ in die Wissenschaften thematisiert wird.

Die Veranstaltung richtet sich an Studierende der Physik und Chemie sowie der Philosophie. Kenntnisse in Wissenschaftstheorie und Physik sind hilfreich aber nicht vorausgesetzt.

Als Studienleistungen sind Referate vorgesehen, deren Themen in der ersten Sitzung bekanntgegeben werden.

Cartwright, N: Nature‘s Capacities